Deutschland: Studie zu Absolventen Islamischer Theologie geplant

Berufsperspektiven und Beschäftigungsfelder sollen evaluiert werden

(Institut für Islamfragen, dk, 15.01.2021) IslamiQ (https://www.islamiq.de/), das deutschsprachige Fachmagazin rund um die Themen Islam und Muslime in Deutschland und Europa, berichtete am 3. Januar 2021 über eine geplante Studie, die die Berufsperspektiven von Absolventen der Islamischen Theologie und der Religionspädagogik untersuchen soll.

Die Studie werde von der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) gemeinsam mit den Universitäten Gießen und Mainz durchgeführt. Mittlerweile würden mehr als 2.500 junge Menschen einen der beiden Studiengänge belegen. Seit 2014 wären Absolventen dieser Studiengänge in den Arbeitsmarkt eingetreten.

Fachleute gingen davon aus, dass die Absolventen in den schulischen, universitären oder sozialen Bereich gehen und in religionsgemeinschaftlichen Tätigkeitsfeldern Beschäftigung fänden. Gesicherte Erkenntnisse gäbe es aber noch nicht. Die Studie soll qualitative und quantitative Erkenntnisse liefern.

Quelle: Nachricht, IslamiQ, 3.1.2021 (https://www.islamiq.de/2021/01/02/studie-untersucht-berufsperspektiven-von-absolventen-der-islamischen-theologie/): „Islamische Theologie und Religionspädagogik: Studie untersucht Berufsperspektiven von Absolventen der islamischen Theologie“

Pakistan: Hunderte christlicher Familien fliehen aus ihrem Stadtteil nach Drohungen von Extremisten

Pastor hatte auf Facebook über christliche Weihnachtsbotschaft gepostet

(Institut für Islamfragen, dk, 15.01.2021) Die Union of Catholic Asian News berichtete am 29. Dezember 2021, dass kurz vor Weihnachten Hunderte von pakistanischen christlichen Familien aus dem Lahore-Stadtteil Charar wegen Drohungen muslimischer Extremisten hätten fliehen müssen.

Der Mob hätte die Christen bedroht, nachdem ein lokaler Pastor, Rev. Raja Waris, am 22. Dezember eine Botschaft zur christlichen Bedeutung des Weihnachtsfestes auf Facebook gepostet habe. Die Muslime hätten behauptet, dass diese Botschaft ihre religiösen Gefühle verletzt hätte. Daraufhin habe der Pastor die Botschaft zurückgezogen und sich entschuldigt. Dennoch hätten Muslime ihre Proteste fortgesetzt und gefordert, dass Pastor Waris enthauptet werden müsse.

Laut einer Pressemeldung von International Christian Concern (ICC, Washington) vom 27. Dezember wurde keine Blasphemieanklage erhoben. Der Pastor und seine Familie hätten sich versteckt. Zwischen 1986 und 2007 hätten die pakistanischen Regierungen 647 Menschen wegen Blasphemie angeklagt; über die Hälfte von ihnen seien Nicht-Muslime gewesen, die weniger als 3 Prozent von Pakistans 210 Millionen Einwohnern ausmachen.

Bisher sei noch an niemand ein Todesurteil wegen Blasphemie vollstreckt worden, aber über 20 Menschen seien deswegen außergerichtlich ermordet worden. Zur Zeit seien 24 Christen wegen Blasphemie eingesperrt.

Quelle: Bericht, Union of Catholic Asian News (UCANews), 29. Dezember 2020 (https://www.ucanews.com/news/pakistani-christian-families-flee-homes-after-extremist-threats/90829#): „Pakistani Christian families flee homes after extremist threats“

Marokko: Seit 2.000 Jahren jüdisches Leben in Marokko

Großvater des jetzigen Königs liefert jüdische Gemeinschaft nicht nationalsozialistischer Verfolgung aus

(Institut für Islamfragen, dk, 15.01.2021) Die orthodoxe, jüdische Bildungseinrichtung Aish Ha Torah (Feuer der Torah) veröffentlichte am 2. Januar 2021 einen Bericht über das jüdische Leben in Marokko in 10 Punkten.

Juden hätten seit mindestens 2000 Jahren in Marokko gelebt, als etwa 30.000 Juden nach der Zerstörung des 2. Tempels (70 n. Chr.) nach Marokko geflohen seien. Ihr Goldenes Zeitalter hätten die Juden vom 9.–11. Jahrhundert in Marokko erlebt. Jüdische Schulen hätten hervorragende Wissenschaftler, Dichter und Linguisten hervorgebracht.

Die damalige Toleranz habe die marokkanische Kultur geprägt. Heute sei das Museum des marokkanischen Judentums in Casablanca das einzige Museum über jüdisches Leben in der arabischen Welt. Nachdem die Almohaden in Marokko die Macht übernommen hätten, sei es zu harter Verfolgung der Juden in Marokko gekommen, da die Almohaden (1121–1269) mit aller Kraft die strikte Einhaltung islamischer Rituale und Gesetze durchgesetzt hätten.

Einer der einflussreichsten Rabbiner des Mittelalters, Moses Maimonides (RaMbaM, Rabbi Moshe ben Maimon), habe von 1159–1165 in Fez gelebt, wo er seine 14-bändige Erklärung des jüdischen Gesetzes schrieb. Im 15. Jahrhundert habe es sogar einmal einen jüdischen Ministerpräsidenten in Marokko gegeben, Aaron (Harun) Ibn Baṭash.

Sultan Mohammed V, der Großvater des jetzigen König Mohammed VI, habe sich 1941 geweigert, die etwa 250.000 Juden Marokkos, die größte jüdische Gemeinschaft der arabischen Welt, den Nazis auszuliefern. Nach der Gründung Israels sei ein Großteil der Juden nach Israel gezogen.

Heute lebten noch etwa 2.500 Juden in Marokko leben, vor allem in Casablanca. Marokko habe ein Dutzend wunderschön renovierter, aktiver Synagogen.

Quelle: Artikel, Aish.com Internetplattform, 2.1.2021 (https://www.aish.com/jw/s/Jews-and-Morocco-10-Fascinating-Historical-Facts.html?s=mm): „Jews and Morocco: 10 Fascinating Historical Facts“

Demokratische Republik Kongo: Islamistische Miliz überfällt Zivilisten

Alliierte Demokratische Kräfte sollen aus Uganda stammen

(Institut für Islamfragen, dk, 15.01.2021) Die österreichische Tageszeitung Der Standard berichtete am 2. Januar 2021, dass im Osten der Demokratischen Republik Kongo bei einem mutmaßlichen Angriff der islamistischen Miliz Alliierte Demokratische Kräfte (ADF) mindestens 25 Zivilisten getötet worden seien.

Die Menschen seien am 31.12. auf ihren Feldern in der Unruheregion Beni von den Extremisten überrascht worden. Die ADF sei eine von Dutzenden Milizen, die im Osten der DR Kongo ihr Unwesen trieben. Die islamistische ADF käme ursprünglich aus Uganda, sei aber in den 1990iger Jahren von dort vertrieben worden und agiere nun im Nordosten der DR Kongo.

Quelle: Bericht, Der Standard, 02.01.2021 (https://www.derstandard.at/story/2000122876432/mindestens-25-tote-bei-mutmasslichem-milizangriff-in-dr-kongo): „Demokratische Republik Kongo: Mindestens 25 Tote bei mutmaßlichem Milizangriff in DR Kongo

Arabische Welt: Dramatische Veränderungen im Erziehungssystem

Schulbücher bilden nicht mehr Judentum als Feindbild ab

(Institut für Islamfragen, dk, 15.01.2021) Der Blog Times of Israel berichtete am 20. Dezember 2020 über die dramatischen Veränderungen im Erziehungssystem der arabischen Welt.

Eine Untersuchung des American Jewish Committee von 2003 habe gezeigt, dass saudi-arabische Textbücher den Islam nicht nur als die einzig wahre Religion bezeichnet hatten und alle anderen Religionen als falsch, sondern Juden und Christen seien auch als Ungläubige und als Feinde der Muslime und des Islams bezeichnet worden.

Die Juden seien als bösartige Volk dargestellt und charakterisiert worden durch Bestechung, Betrug, Verrat, Aggression und Arroganz. Juden seien beschrieben worden als eine korrumpierende Kraft auf der Arabischen Halbinsel, und zwar schon vor der Ankunft des Islam. Die Juden hätten mit Muhammads Feinden zusammengearbeitet. Dafür seien sie vom Propheten des Islam bestraft worden.

Juden hätten während der gesamten Weltgeschichte Böses getan und sie seien verantwortlich für die französische und bolschewistische Revolution. Die „Protokolle der Weisen von Zion“ seien den saudi-arabischen Studenten als authentische, historische Dokumente vorgestellt worden.

Nun habe aber eine kürzliche Untersuchung von Dr. Eldad Pardo festgestellt, dass in den saudi-arabischen Textbüchern fundamentale Änderungen vorgenommen worden seien. Alle die oben erwähnten und weitere ähnliche Aussagen seien entfernt worden. Ähnliche Änderungen habe es in den Textbüchern der Vereinigten Arabischen Emirate gegeben.

Die weitreichendsten Entwicklungen beträfen Marokko, wo der Judaismus nie Ziel von abfälligen Darstellungen und die jüdische Gemeinschaft geschützt und respektiert gewesen sei. Nun seien dort auch jüdische Friedhöfe in Stand gesetzt worden.

In Casablanca gäbe es nun das erste jüdische Museum in der arabischen Welt. Auch die in der Nähe liegende Synagoge sei repariert worden. Noch dramatischer sei, dass Imame nun verpflichtet würden, sich mit dem Christentum und dem Judentum zu beschäftigen. In den Schulen würden Schüler und Studenten über die Geschichte und das Vermächtnis des marokkanischen Judentums belehrt.

Quelle: Artikel, Times of Israel Blog, 20.12.2020 (https://blogs.timesofisrael.com/heralding-the-dramatic-educational-changes-in-the-arab-world/): „Heralding the dramatic educational changes in the Arab world“

Jordanien: Islamwissenschaftler lehnt Transformation des Islam in Ideologie ab

Religiöser Fundamentalismus eine der größten Herausforderungen

(Institut für Islamfragen, dk, 15.01.2021) Qantara veröffentlichte am 17. Juni 2020 einen Artikel des jordanischen Islamwissenschaftlers Fehmi Jadaane. Er sei vehement gegen eine Transformation des Islam in eine Ideologie.

Dann bestünde die Gefahr, dass der Islam in einem politischen Sumpf ende und ein Instrument des Regierens würde. Er sei aber auch gegen eine Reform des islamischen Glaubens und gegen eine Infragestellung dessen, was die offenbarten Texte enthielten, implizierten oder als Ziel sähen.

Es ginge heute darum, dass die Gläubigen mit zahlreichen Widersprüchen zwischen den Texten und der Wirklichkeit konfrontiert seien. Diese Widersprüche hingen damit zusammen, dass der Mensch nun einmal nicht vollkommen sei. Es hinge aber auch zusammen, wie die offenbarten Texte verstanden und interpretiert würden. Wenn eine Befreiung aus dieser Situation gewünscht sei, dann müssten wir uns den Herausforderungen stellen, so Fehmi Jadaane.

Der religiöse Fundamentalismus sei gegenwärtig das hervorstechendste Phänomen in diesem Szenario. Aber es gäbe noch weitere Probleme. Er habe in seinem Buch „Die Befreiung des Islam“ (The liberation of Islam) über diese Thematik geschrieben. Die Muslime müssten resolut alle Widersprüche zensieren, zurückweisen und Lösungen für sie finden.

Quelle: Interview, Qantara News, 17.6.2020 (https://en.qantara.de/content/interview-with-pioneering-islamic-thinker-fehmi-jadaane-what-is-the-essence-of-islam-and?page=0%2C2): „What is the essence of Islam, and does it need reforming?“

Indien: Indiens Muslime gut integriert bis assimiliert

Verbindung zu Indien stabil, nicht jedoch zu Indiens Politik

(Institut für Islamfragen, dk, 15.01.2021) Die Englisch-sprachige, indische Tageszeitung Telangana Today (Hyderabad/Telangana) veröffentlichte am 1.6.2020 einen Artikel über das Integrationsverhalten indischer Muslime.

Es sei deutlich, dass indische Muslime mit ihrer starken Affinität zur indischen Region, den indischen Gebräuchen und Traditionen sich der indischen Identität anpassten, ja assimilierten, so der Autor Nadeem Khan.

In der letzten Zeit sei diese Frage nach der Identität und der Loyalität indischer Muslime aufgekommen. Manche hätten die Frage aufgeworfen, wie indisch indische Muslime denn seien. Allerdings gäbe es auch Islamophobie in Indien. Auch Soziologen hätten sich mit der Frage beschäftigt.

Die am stärksten akzeptierte Beschreibung der muslimischen Identität in Indien beschriebe die Identität indischer Muslime mit drei konzentrischen Kreisen – der verbände die Muslime mit Indien, der zweite mit Arabien und der dritte mit dem Pan-Islamismus. Der innerste Kreis stelle die Verbindung zur indischen Identität her, allerdings nicht unbedingt zu den politischen Hoffnungen Indiens.

Quelle: Artikel, 01.06.2020 (https://telanganatoday.com/muslim-identity-in-pluralist-india): „Muslim identity in pluralist India“