Arabische Welt: Viel Spott über den von der Hamas verkündeten Sieg über Israel

Hamas wird Eigennutz des Konflikts, Heuchelei und militärisches Versagen vorgeworfen

(Institut für Islamfragen, dk, 08.06.2021) Der israelisch-arabische Journalist und Filmemacher Khaled Abu Toameh berichtete am 7. Juni 2021 in den World Israel News über Reaktionen arabischer Journalisten verschiedener Länder in Bezug auf den von der Hamas verkündeten Sieg im militärischen Konflikt zwischen Hamas und Israel.

Es habe hierzu eine Menge Spott gegeben. Der prominente arabische Journalist Amjad Taha in der Golfregion habe in einem Interview laut losgelacht, als er gefragt wurde, ob Hamas einen Sieg gegen Israel errungen habe. Taha habe daran erinnert, dass von den Raketen, die Hamas abgeschossen habe, 400 noch im Gazastreifen vom Himmel gefallen seien und Frauen und Kinder getötet hätten.

Noch deutlicher in seiner Kritik sei der Journalist Mohamed Taqi aus den VAE geworden: Er habe die verflucht, die die Al-Aqsa Moschee und das palästinensische Problem für ihren persönlichen Gewinn und ihre Ehre nutzen. Er habe den Hamas Führer Ismail Haniyeh verspottet, der während des Konfliktes in Katar und in der Türkei im Luxus lebe und nun erwarte, dass Araber und der Westen den Gazastreifen wieder aufbauten.

Der marokkanische politische Analytiker Saeed Al-Kahel habe Hamas angeklagt, das palästinensische Problem zu einem wirtschaftlichen Gewinn zu machen. Samir Ghattas, ein ehemaliges Mitglied des ägyptischen Parlaments und Direktor des ägyptischen Middle East Forum für Strategische Studien habe gewarnt, dass der Iran die Hamas benutze, um bei den kommenden Verhandlungen in Wien Zugeständnisse vom Westen zu bekommen.

Der saudische Journalist Abdul Rahman Altrairi habe über die Aussage der Hamas gespottet, dass sie gesiegt hätte. Und der Prediger Dr. Waseem Yousef aus den VAE habe die Hamas verdammt für ihre Heuchelei, mit der sie die arabischen Staaten behandele: Erst hätte die Hamas die Fahnen arabischer Staaten verbrannt, die ihr Verhältnis zu Israel normalisiert hätten; dann hätten sie Raketen aus bewohnten Gebieten in bewohnte Gebiete in Israel gefeuert, und als dann die israelische Reaktion auf diese Flut von Raketen gekommen sei, hätten sie geschrienen: „Wo bleiben denn die Araber? Wo sind die Muslime?“

Quelle: World Israel News, 07.06.2021 (https://worldisraelnews.com/hamas-and-iran-turned-gaza-into-cemetery-for-children-many-arabs-concede/): „Arabs concede: Hamas, Iran turned Gaza into cemetry for children“

USA: Interkultureller Dialog im Lebensmittelgeschäft

Verkauf fördert Begegnung und Rezeptaustausch

(Institut für Islamfragen, dk, 05.06.2021) Die Times of Israel berichtete am 5. Juni 2021 über ein Lebensmittelgeschäft in Tucson, Arizona (USA), das neben arabischen und afrikanischen Lebensmitteln auch koschere Lebensmittel anbiete.

Die muslimische Ladenbesitzerin, Ghufran Almusawi, betone, dass Religionen den Frieden predigen müssten. Ihr sei jeder willkommen. Und falls sie mal etwas nicht parat hätte, besorge sie es auch gern und ließe es dem Kunden bringen.

Ghufran Almusawi und ihr Mann, Anas Elazrag, seien beide Muslime und hätten ihr Geschäft im Juli 2019 eröffnet mit der Absicht, einen Raum der Begegnung für die verschiedenen Communities zu schaffen.

Die Kunden der unterschiedlichen Gemeinschaften träfen sich hier und redeten miteinander, tauschten Rezepte aus und lernten sich kennen.

Quelle: Times of Israel, 05.06.2021 (https://www.timesofisrael.com/this-muslim-market-in-tucson-offers-kosher-food-and-intercultural-dialogue/): „This Muslim market in Tucson offers kosher food and intercultural dialogue“

Österreich: Streit über die „Islam-Karte“ hält an

Generalverdacht gegen alle Muslime oder konstruierte Skandalisierung?

(Institut für Islamfragen, dk, 04.06.2021) Der Deutschlandfunk berichtete am 4. Juni 2021 über den Streit um die „Islam-Karte“ in Österreich, die 2020 von der von der österreichischen Regierung eingesetzten „Dokumentationsstelle Politischer Islam“ herausgegeben wurde.

Der Soziologe Marc Helbing habe gemeint, dass die Karte die Vielfalt des Islam in Österreich nicht wiedergebe, deshalb könne man mit der Karte nichts anfangen. Islamvertreter und österreichische Politiker kritisierten, dass auf der Karte alle islamischen Einrichtungen gezeigt würden, egal, ob sie erwiesenermaßen islamistisch-antidemokratische Tendenzen zeigten oder nicht. Damit gerieten die Muslime unter einen Generalverdacht. Selbst der Europarat habe nun die Zurückziehung der „Islam-Karte“ in Österreich gefordert. Die Karte schieße über das Ziel hinaus und sei potenziell kontraproduktiv.

Der islamische Theologe Prof. Dr. Mouhanad Khorchide (Universität Münster), der dem wissenschaftlichen Beirat der „Dokumentationsstelle Politischer Islam“ angehört, habe betont, er könne die Kritik an der Karte nicht nachvollziehen. Die Karte sei bereits 2009 bis 2019 online gewesen und niemand habe sich daran gestört. Nun aber nutzten Vertreter des politischen Islam die aktualisierte Neuauflage der Karte für eine konstruierte Skandalisierung.

Quelle: Deutschlandfunk, 04.06.2021 (https://www.deutschlandfunk.de/islam-landkarte-in-oesterreich-soziologe-mit-dieser-karte.886.de.html?dram:article_id=498246): „‚Islam-Landkarte‘ in Österreich – Soziologe: Mit dieser Karte kann man nichts anfangen“

Türkei: 13.000 Moscheen seit Erdoǧans Machtantritt erbaut

In Straßburg größte Moschee Europas im Bau

(Institut für Islamfragen, dk, 04.06.2021) Israel National News veröffentlichte am 3. Juni 2021 einen Meinungsartikel des italienischen Journalisten Giulio Meotti von Il Foglio (https://www.ilfoglio.it), einer italienischen Tageszeitung rechts der Mitte, über die Rolle und die möglichen Pläne der Türkei im Blick auf Europa.

Die Türkei habe etwa 13.000 Moscheen gebaut, seit Präsident Erdoǧan an die Macht gekommen sei. Die größte Moschee der Welt stände im asiatischen Teil Istanbuls. Die ehemalige Kirche Hagia Sophia sei in eine Moschee zurückverwandelt worden. Nun hätte er eine neue Megamoschee auf dem Taksim-Platz in Istanbul eröffnet, der das Symbol der modernen säkularen Türkei sei.

Erdoǧan sei davon überzeugt, dass Allah an seiner Seite sei. Daher wolle er den Islam überall dort hin tragen, wo er Einfluss habe, z.B. in der Hauptstadt der Europäischen Union. Dort in Straßburg befände sich eine Mega-Moschee im Bau. Der Stadtrat von Straßburg habe 2,5 Millionen Euro für den Bau der Moschee bewilligt, die unter der Führung der islamistischen Bewegung Milli Görüș stände. Dies werde die größte Moschee in Europa sein.

Der stellvertretende türkische Premierminister Bekir Bozdag habe der Grundsteinlegung der Moschee im Jahre 2017 beigewohnt. Milli Görüș sei 1969 vom ehemaligen türkischen Premierminister Necmettin Erbakan, der als politischer Ziehvater Präsident Erdoǧans gelte, gegründet worden.

Erbakan habe in einer Rede in Ludwigsburg gesagt, dass die Europäer krank seien, die Muslime gäben ihnen die notwendige Medizin. Ganz Europa werde einmal muslimisch werden. Und der Islam erobere Rom.

Quelle: Israel National News, 3.6.2021 (https://www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/307415): „Europe will be Islamic: Turkey’s Great Plan“

Iran: Urananreicherung wesentlich umfangreicher als bisher bekannt

Internationale Atomenergiebehörde tief besorgt

(Institut für Islamfragen, dk, 03.06.2021) Die WELT berichtete am 1. Juni 2021 darüber, dass Iran rund 16 Mal so viel Uran hergestellt habe wie im Atomabkommen vereinbart. Ein Teil davon habe einen Reinheitsgrad von bis zu 60 Prozent – und sei damit fast waffentauglich.

Die Internationale Atomenergiebehörde habe sich „tief besorgt“ über diese Entwicklung gezeigt. Für Nuklearwaffen seien zwar 90 Prozent Reinheitsgrad notwendig, doch könne solches Material theoretisch „sehr rasch“ aus 60-prozentigem Uran hergestellt werden. Teheran argumentiere, dass es so hoch angereichertes Uran für medizinische Zwecke brauche, was von anderer Seite vehement bestritten wird.

Quelle: Die Welt, 01.06.2021 (https://www.welt.de/politik/ausland/article231503273/Iran-hat-2-4-Kilogramm-hoch-angereichertes-Uran-produziert.html): „Fast waffentauglich“ – Iran besitzt 2,4 Kilogramm hoch angereichertes Uran“

Libanon: Spekulationen über die Nachfolge Hassan Nasrallahs

Generalsekretär der libanesischen Hisbollah bei schlechter Gesundheit

(Institut für Islamfragen, dk, 05.06.2021) Am 2. Juni 2021 berichtete die Tageszeitung Arabic Post (früher Huffpost Arabia) über den sich verschlechternden Gesundheitszustand von Hassan Nasrallah, Generalsekretär der libanesischen Hisbollah.

Es hätte dazu unterschiedliche Nachrichten gegeben. Einige besagten sogar, dass Nasrallah bereits tot sei. Die Hisbollah habe das zwar dementiert, aber nicht den schlechten Gesundheitszustand Nasrallahs geleugnet. Das habe Fragen aufgeworfen: Wer werde sein Nachfolger? Wie werde er gewählt? Was bedeute das für die Hisbollah und die Schiiten im Libanon?

Es sei sicher, dass Nasrallahs Tod einen massiven Einfluss auf die Hisbollah und den Libanon haben werde. Ohne das Charisma Nasrallahs, der fast eine heilige Persönlichkeit für die Parteimitglieder der Hisbollah und für viele Schiiten sei, verliere die Hisbollah einen Teil ihres Einflusses und ihrer Kontrolle über die Schiiten im Libanon. Wahrscheinlich käme dem Iran eine wichtige Rolle bei der Aufgabe zu, einen Nachfolger zu bestimmen.

Die iranische Zeitung Khorshid habe früher einmal angedeutet, dass Hashem Safieddine seinen Vetter Hassan Nasrallah ersetzen werde, sollte dieser ermordet werden. Aber auch andere Namen seien genannt worden, u.a. Naim Qassem und Talal Hamiyeh, der zum militärischen Flügel der Hisbollah gehöre.

Quelle: The Arabic Post (formerly Huffpost Arabia – https://arabicpost.net/%d8%aa%d8%ad%d9%84%d9%8a%d9%84%d8%a7%d8%aa/2021/06/02/%d8%ae%d9%84%d9%8a%d9%81%d8%a9-%d9%86%d8%b5%d8%b1-%d8%a7%d9%84%d9%84%d9%87-%d8%ad%d8%b2%d8%a8-%d8%a7%d9%84%d9%84%d9%87/), 2.6.2021, zitiert von MideastWire, 2.6.2021 (https://mideastwire.com/page/articleFree.php?id=75360): „Lebanon – The main competitors over Nasrallah’s succession and Hezbollah’s fate if he dies“

Saudi-Arabien: Wahhabitisches Königreich im Wandel

Lautstärke des Gebetsrufs wird eingeschränkt

(Institut für Islamfragen, dk, 03.06.2021) Am 2. Juni 2021 berichtete die Neue Zürcher Zeitung (NZZ), dass das Mutterland des Islam den Gebrauch von externen Lautsprechern an Moscheen einschränken werde.

Konservative Moralhüter sähen darin einen Angriff auf die saudische Identität, neutrale Beobachter jedoch einen weiteren Reformschritt des Kronprinzen Mohammed bin Salman. Noch vor wenigen Jahren hätten Frauen in Saudi-Arabien nicht Auto fahren dürfen, es hätte keine Kinos gegeben, keine Konzerte, keine Individualtouristen, keine gemischten Restaurants für unverheiratete Frauen und Männer.

All dies habe sich unter dem jungen Kronprinzen Mohammed bin Salman geändert. Gegen Kritiker in den Reihen des konservativen Klerus gehe der 35-Jährige resolut vor.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung (NZZ), 02.06.2021 (Saudiarabien schränkt die Lautstärke der Gebetsrufe ein.pdf) : „Saudiarabien dämpft die Gebetsrufe“