Iran: Iranisches Staatsfernsehen zensiert Fußballspiel

Linienrichterin trug Shorts und durfte so nicht gezeigt werden

(Institut für Islamfragen, dk, 16.04.2021) Die israelische Tageszeitung Times of Israel berichtete am 15. April 2021, dass das iranische Staatsfernsehen die Live-Übertragung des britischen Fußballspiels zwischen Tottenham Hotspurs und Manchester United am 11. April zensiert habe, das Manchester United mit 3:1 gewann.

Laut der iranischen Menschenrechtsgruppe „My Stealthy Freedom“ habe das iranische Staatsfernsehen, die Übertragung über 100 Mal beschnitten, um nicht die nackten Beine der Linienrichterin Sian Massey-Ellis zeigen zu müssen, die Shorts trug.

Seit der Islamischen Revolution von 1979 seien Frauen verpflichtet, in der Öffentlichkeit Hijab und den Körper bedeckende Kleidung zu tragen. Dies werde auch von der Religionsprolizei (Guidance Patrol) kontrolliert und durchgesetzt.

Das iranische Fernsehen zeige in ausländischen Filmen zwar Frauen auch ohne Kopftuch, aber „zu viel Bein oder Haut“ werde entweder unscharf gemacht oder verdeckt.

Quelle: Nachricht, Times of Israel, 15.04.2021 (https://www.timesofisrael.com/irans-state-tv-censors-uk-soccer-match-to-avoid-showing-legs-of-female-referee/): „Iran’s state TV censors UK soccer match to avoid showing female referee’s legs“

Schweiz: Widerspruch von Islamisten gegen das Verbot von Burka und Niqab (Vollverschleierung)

Allerdings verbieten auch Algerien, Marokko und Tunesien die Vollverschleierung in Regierungsgebäuden

(Institut für Islamfragen, dk, 13.04.2021) Hany Ghoraba, ein ägyptischer Autor („Egypt’s Arab Spring: The Long and Winding Road to Democracy“) und Counter-Terrorismus Experte für das arabische Wochenmagazin „Al Ahram Weekly“ schrieb am 13. April 2021 einen Artikel über das Verbot der Vollverschleierung in der Schweiz für „The Investigative Project on Terrorism“ (ITP, Washington, USA).

In einer Volksabstimmung in der Schweiz hatte im März eine Mehrheit von 52 Prozent für ein Verbot für Frauen gestimmt, die Burka oder den Niqab (Vollverschleierung) in der Öffentlichkeit zu tragen. Damit sei die Schweiz ein weiteres europäisches Land, das neben Frankreich, Österreich, Belgien, Dänemark, Bulgarien und den Niederlanden die islamische Vollverschleierung verbiete.

Die Schweizer SVP verstehe das Verbot als starkes Symbol gegen den radikalen Islam. Islamisten aber sähen das völlig anders und seien frustriert. Für sie sei die Burka oder der Niqab Teil ihrer Identität und ihres Glaubens. Die Entscheidung risse alte Wunden auf und stärke die rechtliche Ungleichheit, so der Islamische Zentralrat der Schweiz.

Das Verbot habe etwas mit Islamophobie zu tun. Der islamische Theologe Yasir Qadhi deute daher an, dass das Verbot ein Angriff auf alle Muslime sei. Türkische Medien hätten das Verbot als „islamophob“ bezeichnet. Die pakistanische Zeitung „Dawn“ betone, dass das Verbot die Agenda der rechtsextremen Parteien stärke.

Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) verurteile das Schweizer Verbot. Es sei stark diskriminierend und unausgewogen; es widerspräche den Idealen des Pluralismus und der Toleranz und verletze internationale und regionale Menschenrechtsverpflichtungen. Solche islamophoben Maßnahmen wirkten sich negativ auf den Zusammenhalt der Gesellschaft aus. Auf der anderen Seite verböten aber auch einige islamisch geprägte Länder das Tragen von Burka und Niqab in Regierungsgebäuden aus Sicherheitsbedenken, wie etwa Marokko 2017, Algerien 2018 oder Tunesien 2019.

Quelle: Artikel, The Investigative Project on Terrorism (ITP), 13.04.2021 (https://www.investigativeproject.org/8804/swiss-ban-on-full-veil-riles-islamists): „Swiss Ban on Full Veil Riles Islamists“

Österreich: Fasten von zwei Dritteln der Muslime verdeutlicht Bedeutung des Ramadan

Religionspädagoge verweist darüberhinaus auf gesellschaftliche Dimension des Verzichts

(Institut für Islamfragen, dk, 15.04.2021) Der promovierte Religionspädagoge und Islamexperte Dr. Abualwafa Mohammed erläuterte am 13. April 2021 in der Wiener Zeitung die Bedingungen für den Fastenmonat Ramadan.

Laut der Studie „Muslime in Österreich“ (2012) bete etwa jeder vierte Muslim in Österreich fünfmal am Tag und zwei Drittel fasteten im Ramadan, was den den Stellenwert des Fastens für das religiöse Leben verdeutliche.

Für A. Mohammed sei das Unterlassen von Essen und Trinken sowie Intimverkehr von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang nur das kleine Fasten. Es brauche seiner Auffassung nach aber ein großes Fasten, nämlich eines, von dem das Individuum und die Gesellschaft profitieren könnten.

Muhammad habe das angemahnt und betont:

„Wer Lügen und Verleumdungen nicht unterlässt, dessen Verzicht auf Essen und Trinken hat bei Gott keine Bedeutung.“

Das Fasten habe das Potenzial, für die Gesellschaft bereichernd zu sein. Eine Studie aus Ägypten zeige, dass dort die Kriminalität im Ramadan um 50 Prozent sinke, die Hilfsbereitschaft hingegen nehme signifikant zu.

Der Sinn des Fastens bestehe dem Koran nach darin, selbst- und gottesbewusster zu werden. Gottesbewusstsein bedeute vor allem, die eigenen Charakterzüge, Handlungen und Worte zu reflektieren und die eigene gesellschaftliche Verantwortung zu verstehen und auszuüben.

Quelle: Artikel, Wiener Zeitung, 13.04.2021 (https://www.wienerzeitung.at/meinung/gastkommentare/2100079-Das-grosse-Fasten.html): „Gastkommentar: Das große Fasten“

Türkei: Warum sind die Europäer wegen Präsident Erdoğans „Sofagate“ so erstaunt?

Seit 2015 gab es rund 10.000 gerichtliche Verurteilungen wegen „Beleidigung des Präsidenten“

(Institut für Islamfragen, dk, 13.04.2021) Faisal J. Abbas, Chefredakteur der Arab News, schrieb am 12. April 2021 in der Cyprus Mail über die Rolle von Präsident Recep Tayyip Erdoğan in der sog. ‚Sofagate‘ Affäre und seine Behandlung von Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission.

Faisal J. Abbas zeigte sich erstaunt darüber, dass die EU erst jetzt zu bemerken scheine, dass sich die Türkei unter Präsident Erdogan verändert habe. Immerhin seien doch seit 2016 fast 45.000 Offiziere, Richter, Beamte und Lehrer festgenommen oder suspendiert worden. Und laut dem türkischen Justizministerium habe es in den vergangenen sechs Jahren insgesamt 128.872 Untersuchungen wegen „Beleidigung des Präsidenten“ gegeben, bei denen es zu 27.717 Strafprozessen und zu 9.556 Verurteilungen mit Haftstrafen gekommen sei.

In dieser Zeit seien sogar in 903 Fällen Strafprozesse gegen 12–17-Jährige auf Grundlage dieser Anklage geführt worden. Außerdem setze Präsident Erdogan Extremisten auf unterschiedlichen Kriegsschauplätzen ein, z.B. in Libyen, Somalia, Syrien und im Irak. Auch erpresse er die EU mit der Androhung, Flüchtlingsströme nach Europa durchzuwinken. Was Ursula von der Leyen erlebt habe, sei sicher nicht das Ende des respektlosen Verhaltens.

Sein pointierter Schlusssatz:

„Wenn man ein Monster zu Tisch bittet, dann ist ein fehlender Stuhl nun wirklich das geringste Problem.“

Quelle: Artikel, Cyprus Mail, 12.04.2021 (https://cyprus-mail.com/2021/04/12/erdogan-insulted-the-eu-long-before-sofagate/): „Erdogan insulted the EU long before ‚Sifagate‘“

Algerien: Parteien in der Nähe der „Demokratischen Strömung“ wollen Wahlen zur Legislative boykottieren

Sie stehen für säkulare, modernistische Überzeugungen

(Institut für Islamfragen, dk, 09.04.2021) Am 6. April 2021 berichtete die ägyptische News Website „Arabi 21“ über die Situation in Algerien. Die meisten der dortigen Parteien, die mit der „Demokratischen Strömung“ („democratic current“) verbunden seien, hätten angekündigt, die Wahlen zur Legislative am 12. Juni d. J. zu boykottieren und zwar unter dem Vorwand, sich auf die Seite der Bevölkerung zu stellen, die sich gegen das Regime gewandt habe.

„Democratic current“ sei ein Ausdruck, der sich in Algerien auf die Parteien beziehe, die säkulare und modernistische Ideen und Überzeugungen verträten. Diese Parteien hätten unterschiedliche politische Hintergründe und variierten zwischen den moderaten Linken, repräsentiert durch die Socialist Forces Front (Front des Forces Socialistes [FFS]) und der Rally for Culture and Democracy (Rassemblement pour la Culture et la Démocratie [RCD]) und der extrem Linken, repräsentiert durch die Socialist Workers‘ Party (Parti Socialiste Des Travailleurs [PST]) und dem Democratic and Social Movement (Mouvement Démocratique et Social [MDS]), der aus der Kommunistischen Partei hervorgegangen sei.

Im Blick auf die Bevölkerung habe „the democratic current“ aber nie eine starke Präsenz in ganz Algerien gehabt, außer in den Gebieten der indigenen Ethnien der Berber (Amazigh), in der Hauptstadt und einigen anderen urbanen Zentren.

Quelle: Bericht, Ägyptische News Website „Arabi 21“ (https://arabi21.com/story/1349542), 6.4.2021, zitiert am 6.4.2021 von MideastWire (https://mideastwire.com/page/articleFree.php?id=74937): „Why are the secularist parties in Algeria absent from the elections?“

Libanon: Sorge um Angriff Israels

Atomanlagen Irans ohne Unterstützung des früheren US-amerikanischen Präsidenten Trump nicht mehr angreifbar

(Institut für Islamfragen, dk, 09.04.2021) Die libanesische Tageszeitung Al Joumhouria (wörtlich: Die Republik) stellte am 7. April 2021 die Frage, ob der Libanon das Ziel des nächsten israelischen Angriffs sein könnte, da nach dem Abkommen zwischen China und dem Iran und ohne die Hilfe von Präsident Trump die Atomanlagen Irans für Israel nicht mehr angreifbar seien.

Israel hätte ohne die Unterstützung durch die neu gewählte amerikanische Administration nun nur noch die Alternative zwischen einer Konfrontation mit Iran und der Bereitschaft, sich dem „Persischen Imperium“ zu unterwerfen. Für die israelische Logik gäbe es da keine andere Lösung.

Falls es Iran gelänge, sich als Nuklearmacht zu etablieren und seine Macht über den Irak, Syrien und den Libanon bis zum Mittelmeer und die israelischen Grenzen auszudehnen, werde es für Israel sehr schwierig sein, iranische Ziele und Pläne zu verhindern. Das Abkommen mit China habe es Iran erlaubt, seine Machtstellung zu konsolidieren.

Quelle: Bericht, Al Joumhouria (https://www.aljoumhouria.com/ar/news/588585), 07.04.2021, zitiert am 08.04.2021 von MideastWire (https://mideastwire.com/page/articleFree.php?id=74942): „Lebanon, the target of the next Israeli strike?“

Islam und christlicher Glaube Nr. 2/2019 (19. Jg.)

Der Islam in Bosnien – ein Sonderfall?

Inhalt:

  • Vorwort
  • Die in Europa einheimischen Muslime von Bosnien und Herzegowina: Eine Jahrhunderte alte autochthone islamische Tradition im Herzen Europas (Dejan Aždajić)
  • „Islamische Tradition“: Fragen an das bosnische Modell (Zora Hesová)
  • Rezension