Türkei: Christenmorde und ihre Aufklärung sind ein Indikator dafür, ob der türkische Rechtsstaates siegt

Institut für Islamfragen

Aufklärung der Hintergründe an den Morden von Christen allerdings derzeit fraglich

(Institut für Islamfragen, mk, 29.01.2008) In der stark islamisch-missionarisch orientierten türkischen Tageszeitung „Zaman“ kommentiert der Dozent Dr. Bekir Berat Özipek die Angriffe auf Christen in der Türkei. Seiner Aussage nach sind die Angriffe nicht auf einige Fernsehserien zurückzuführen, wie das „Tal der Wölfe“, in denen Christen und Missionaren die schlimmsten bösartigsten Motive angedichtet werden und auf die sich einige der Täter berufen, sondern die Ursachen liegen seiner Meinung nach tiefer. Die Wirkung der Zeitungen, des Fernsehens und des Internets, die antichristliche Propaganda betreiben, scheint solche Taten von türkischen Rechtsradikalen als Heldentaten zu legalisieren. Doch die Untersuchungen der Telefonverbindungen der Täter und Hintermänner zeigten, dass die Wurzeln viel tiefer gehen, so Özipek. Obwohl viele lieber schweigen, als in Schwierigkeiten zu kommen, gibt es einige in der Türkei, die nicht aus Angst die Gerechtigkeit opfern würden, lobt Özipek. Dadurch würden bestimmte Fakten doch sichtbar, die ein übereinstimmendes Gesamtbild ergeben. Doch bestimmte Kräfte erlaubten es nicht, Spuren weiterzuverfolgen, die zu den eigentlichen Hintermännern führten. Personen, die für Menschenrechte und Freiheit eintreten, werden zur Zielscheibe für einige dunkle, vor Mord nicht zurückschreckende Hauptpersonen, die die Fäden ziehen. Özipek ruft die Regierung auf, sich nicht einschüchtern zu lassen, sondern die lebenswichtige Aufgabe zu übernehmen, die Wahrheit aufzudecken.

Özipek führt weiter aus, dass christliche Missionsarbeit von der Glaubens- und Gewissensfreiheit zu Recht profitiere. Ebenso sei dieses Recht im Grundgesetz und im positiven Recht der Türkei verankert. Selbst wenn jemand in die Seiten eines Neuen Testamentes Dollarnoten als Lockmittel lege und die Schlagzeilen stimmen würden, die sagen: „Ausbeutung durch die Schwäche der Menschen“, könnte man ein solches Lockmittel nur ethisch kritisieren, aber nicht mit einem Verbot belegen oder gar durch Morde stoppen.

Wenn Muslime in der Türkei sich vom Staat in der freien Ausübung ihrer Religion zu Recht behindert sehen, ist es für Muslime unbedingt auch notwendig, die Rechte der Christen zu verteidigen, fordert Özipek. Des Weiteren sendeten die Angriffe auf Christen in der Türkei der Welt eine klare Botschaft, die da lautet:

„In der Türkei mit ihrer islamisch-demokratischen Regierung werden Christen getötet“.

Muslime sind demnach intolerante Menschen und Präsident Bush werded in die Hände gespielt, folgert Özipek.

Wenn Türken in Europa angegriffen werden, sucht man für die schlimmeren Angriffe auf Christen in der Türkei darin eine Rechtfertigung. Solche Angriffe führten dazu, dass in Europa das Leben der Türken erschwert werde und auch ihre staatliche Anerkennung. Rechtsradikalen Politikern in Europa werde dadurch Tür und Tor geöffnet und selbst der Weltfrieden wird durch solche Morde gefährdet. Für manche Kräfte in der Welt, die Geld und Macht erstreben und kein Verständnis haben, weder für den Koran noch für die Bibel, mögen solche Vorfälle ein Grund zur Freude sein, urteilt Özipek. Für die Regierung bleibt der Makel, dass sie das Leben von unschuldigen Menschen nicht beschützen kann.

Özipek warnt davor, dass, sollte die Regierung nicht die wirklichen Auftraggebern zur Strecke bringen, die Morde weitergehen werden und die Schuld dafür bei der Regierung liegen wird. Andere ähnliche Fälle, die andere Regierungen in der Vergangenheit nicht aufgedeckt hatten, haben, so Özipek, viele Menschenleben noch später gekostet. Keiner soll darauf hoffen, dass, wenn auch diese Fälle nicht gelöst werden sollten, spätere leichter zu lösen seien. Vielmehr gehe es darum, gerade bei diesen noch nicht so ausgefeilten Straftaten die Hintermänner aufzuspüren. Dies sei leichter als bei späteren Fällen, wo die Täter dazugelernt hätten. Aber Özipek schließt eher pessimistisch und hat wenig Hoffnung, dass der Rechtsstaat in der Türkei zum Sieg kommt.

Quelle: www.zaman.com.tr/haber.do?haberno=626817

Kommentar: Die Tageszeitung „Zaman“ steht dem muslimischen „Missionar“ Feytullah Gülen nahe, der eine Synthese aus Islam und türkischem Nationalismus mit freundschaftlichen Beziehungen zu Amerika pflegt. Er soll in der Türkei fünf Millionen Anhänger haben und weltweit über 250 Schulen nach dem Vorbild westlicher Missionare gegründet haben.