Doppelzüngige Haltung des islamisch-türkischen Religionspräsidiums

Institut für Islamfragen

Das türkische Religionsministerium spricht der EKD gegenüber von Freiheit der Religionen; in der Praxis der Türkei wird jede andere Religion außer dem Islam staatlich massiv bekämpft

(Institut für Islamfragen, mk, 17.12.2005) Der Präsident der türkischen Religionsbehörde (Diyanet), Ali Bardakoglu, sprach mit dem Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, in einer Begegnung am 10. Dezember, dem Tag der Menschrechte in Hannover. Bardakoglu erklärte, dass das Prinzip der Freiheit für jede Religion in der Türkei gelte. Er versprach, sich für die evangelisch-lutherische Gemeinde in Istanbul und eine Ausbildungsstätte des griechisch-orthodoxen Patriarchats einzusetzen. Huber und Bardakoglu sehen in einem noch zu schaffenden islamischen Religionsunterricht die Integration junger Muslime gewährleistet. Beide befürworten eine qualifizierte Ausbildung für Imame, die in Deutschland tätig werden sollen.

Andererseits bereitet die türkisch-islamische Religionsbehörde in der Türkei eine Attacke gegen Christen und ihre Einrichtungen vor. So werden mit der jeweiligen Erlaubnis der türkischen Provinzgouveneure sogenannte „richtige Weg – Leitungsmannschaften“ vorbereitet, die überall in der Türkei vor Alkohol, Rauschgift, Spielsucht, Prostitution und vor christlich missionarischen Aktionen und damit auch vor dem Christentum selbst warnen und dagegen schulen. Diese Teams ermahnen in Altenheimen, Krankenhäusern, Gefängnissen, Internaten und öffentlichen Veranstaltungsorten die Bürger zur Einheit, Vaterlandsverteidigung und rufen dazu auf, gegen alle „zersetzenden Bemühungen“ besonders der christlichen Missionare und Strömungen, wie die der Bahai, vorzugehen.

Quelle: Pressestelle der EKD, 11. Dezember, 269/2005; Radikal-Zeitung; www.compassdirect.org/en/newslongen.php

Kommentar: Der zunehmende Nationalismus, der auch von der Diyanet angeheizt wird, stimmt bedenklich. Zumindest stellt sich bereits Erfolg ein. So werden vermehrt neugegründete christliche Kirchen in der Türkei von der Polizei gefilmt, Personen festgenommen, Molotowcocktailanschläge auf die Kirchengebäude begangen und christliche Gemeindeglieder schikaniert. Ausländer erhalten nur noch unter erschwerten Bedingungen Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen. Am Anfang steht die Falschinformation, dass Christen Vaterlandsverräter sind, danach kommen Diskriminierung und schließlich Ausschreitungen. Ob Herr Bardakoglu nicht informiert ist, was seine Behörde tut?

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