Indonesien: Sunnitischer Gelehrter mahnt westliche Politiker, den Zusammenhang zwischen Islam und Terror im Namen des Islam deutlich beim Namen zu nennen

Institut für Islamfragen

Kritiker der religiös legitimierten Gewalt sollten nicht mehr als „islamophob“ verunglimpft werden

(Institut für Islamfragen, dk, 11.09.2017) Der indonesische sunnitische Gelehrte Kyai Haji Yahya Cholil Staquf gab am 19. August 2017 der FAZ ein Interview, das vom amerikanischen Time Magazin ins Englische übersetzt und auch in verschiedenen deutschen, niederländischen und französischen Zeitungen kommentiert wurde. Es führte in Indonesien zu einer Debatte über den Zusammenhang von Islam und Gewalt (https://news.idntimes.com/indonesia/rosa-folia/islam-dan-terorisme-ulama-ini-punya-pendapat-mengejutkan-1), denn Yahya Cholil Staquf ist der Generalsekretär der mit etwa 50 Millionen Mitgliedern größten Muslim-Vereinigung Indonesiens, der Nahdlatul Ulama (NU).

In dem Interview habe der muslimische Gelehrte Kyai Haji Yahya Cholil Staquf gefordert, dass westliche Politiker und Intellektuelle nicht mehr behaupten sollten, dass die durch Muslime verübte Gewalt und der Terror nichts mit dem Islam zu tun hätten. Sie sollten zudem Kritiker des religiösen Fundaments des Extremismus nicht mehr für „islamophob“ erklären, denn es gäbe eine deutliche Korrelation zwischen Fundamentalismus, Terrorismus und den grundlegenden Aussagen der islamischen Orthdodoxie. Solange man diese Zusammenhänge nicht eingestehe, könne man die fundamentalistische Gewalt im Islam nicht besiegen. Radikale muslimische Bewegungen seien nichts Neues. Es hätte sie immer wieder einmal in der islamischen Geschichte gegeben.

Yahya Cholil Staquf halte die folgenden Positionen des traditionellen Islam für problematisch, so der Bericht: Die Beziehung von Muslimen zu Nicht-Muslimen, das Verhältnis des Islam zum Staat und das Verhältnis von Muslimen zum vorherrschenden Rechtssystem, ganz egal, wo sie lebten. Die Positionierungen der Vertreter eines traditionellen Islam zu diesen Fragen mögen in der Vergangenheit sinnvoll gewesen sein, heute aber seien sie nicht mehr sinnvoll und müssten kontextualisiert werden, weil sie ein harmonisches und friedliches Zusammenleben in den multikulturellen und multireligiösen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts unmöglich machten.

Quelle: Artikel, FAZ, 19.08.2017 (http://plus.faz.net/feuilleton/2017-08-19/terrorismus-und-islam-haengen-zusammen/44561.html; http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/islamgelehrter-terrorismus-und-islam-haengen-zusammen-15157757.html): „Terrorismus und Islam hängen zusammen“, und Time Magazin 08.09.2017 (http://time.com/4930742/islam-terrorism-islamophobia-violence/): „In Interview, Top Indonesian Muslim Scholar Says Stop Pretending That Orthodox Islam and Violence Aren’t Linked“