Fatwa zu der Frage, ob Zwang durch den muslimischen Glauben ausgeübt werden darf und wenn ja, bei wem man den Zwang anzuwenden hat

Institut für Islamfragen

Die muslimischen Gelehrten vertreten im Wesentlichen zwei Positionen

Von dem Rechtsgutachter Abdul-Aziz bin Baz, dem ehemaligen offiziellen Staatsrechtsgutachter Saudi-Arabiens, einem der einflussreichsten Gelehrten des sunnitischen Islam im 20. Jahrhundert

(Institut für Islamfragen, dh, 26.01.2011)

Frage:

„Allah sagt: ‚Es gibt keinen Zwang im Glauben (Sure 2,256)‘. Gilt dieser Koranvers nur für Juden und Christen oder hat er allgemeine Geltung?“

Antwort:

„Die muslimischen Gelehrten sind bei diesem Koranvers in zwei Gruppen mit unterschiedlichen Meinungen geteilt.

Die erste Gruppe vertritt die Meinung, dieser Koranvers, und andere vergleichbare Koranverse seien durch den Koranvers ‚des Schwertes‘ ausgetilgt worden. Dieser Koranvers lautet: ‚Und wenn die verbotenen Monate verflossen sind, dann tötet die Götzendiener, wo immer ihr sie findet, und ergreift sie, und belagert sie, und lauert ihnen auf in jedem Hinterhalt.‘ (Sure 9,5). Ein anderer, ähnlich lautender Koranvers besagt: ‚Und kämpfet wider sie, bis keine Verfolgung mehr ist und aller Glaube auf Allah gerichtet ist.‘ (Sure 8,39)

Die zweite Gruppe vertritt die Meinung, dieser Koranvers gelte für Juden, Christen und diejenigen, für die dieselben Vorschriften [des Islam] gelten, wie z. B. die Magier. Falls diese Tribut [an Muslime] zahlen, werden sie nicht gezwungen, zum Islam zu übertreten. Denn Allah hat gesagt: ‚Kämpfet wider diejenigen aus dem Volk der Schrift, die nicht an Allah und an den Jüngsten Tag glauben und die nicht als unerlaubt erachten, was Allah und Sein Gesandter als unerlaubt erklärt haben, und die nicht dem wahren Bekenntnis folgen, bis sie aus freien Stücken den Tribut entrichten und ihre Unterwerfung anerkennen‘ (Sure 9,29). Außerdem hat Allahs Prophet, Allahs Segen und Heil seien auf ihm, Tribut von den Bewohnern von Hadjr angenommen. Deshalb bietet dieser Koranvers denjenigen nichts, die meinen, man müsse nicht für Allah [den Jihad] kämpfen.

Dies wird auch durch die Überlieferung von Barida bin al-Hussaib bestätigt, wie es in Sahih Muslim [einer authentischen Überlieferung] geschrieben steht. Er [Barida] berichtet, dass immer, wenn Allahs Prophet [Muhammad] – Allahs Segen und Heil seien auf ihm – einen Führer für eine Armee oder Truppe ernannt hat, er [Muhammad] diesem empfahl, Allah zu fürchten und sich um seine muslimischen Begleiter zu kümmern und ihm sagte: ‚Falls die Ungläubigen sich weigern, zum Islam überzutreten, verlange Tribut von ihnen. Falls sie Tribut zahlen, lass sie in Ruhe. Falls sie keinen Tribut zahlen, bitte Allah um Hilfe und kämpfe gegen sie.‘

Diese Vorschrift [Muhammads] meint die Juden, Christen und Magier. Die Mehrheit der muslimischen Theologen vertritt diese Meinung.“

Quelle: www.binbaz.org.sa/mat/1872

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