Türkei: Warum die Umwandlung der Hagia Sophia zur Moschee?

Institut für Islamfragen

Islamismusforscher Olivier Roy hält ideologische, nicht religiöse Beweggründe für plausibel

(Institut für Islamfragen, dk, 04.08.2020) Qantara veröffentlichte am 29. Juli 2020 ein Interview von Eren Güvercin mit dem französischen Politikwissenschaftler Olivier Roy über das erste muslimische Freitagsgebet in der Istanbuler Hagia Sophia nach 86 Jahren.

Nach Auffassung Roys gibt es dabei keine religiösen Motive; Erdogans Beweggründe seien rein ideologischer Natur. Für Roy symbolisiere die Umwandlung der Hagia Sophia, bis 1453 Hauptkirche von Byzanz, eine Rückkehr zum „osmanischen Paradigma“. Diese Ausrichtung auf den „Osmanismus“ habe allerdings keine Entsprechung in der Innenpolitik, die weitgehend auf einer konservativen Version des Nationalismus basiere.

Eigentlich wolle Erdogan mit der Entscheidung, die Hagia Sophia in eine Moschee umzuwandeln, über seine wachsende Unbeliebtheit hinwegtäuschen. Zudem sei es ein Zugeständnis an die nationalistische Rechte. Nach Roy halte sich die Begeisterung über die Umwandlung des Gebäudes in eine Moschee in der Türkei in Grenzen.

Quelle: Interview mit Olivier Roy, Qantara, 29.7.2020 (https://de.qantara.de/inhalt/interview-mit-olivier-roy-zur-umwandlung-der-hagia-sophia-es-ist-leichter-steine-zu): „Interview mit Olivier Roy zur Umwandlung der Hagia Sophia: ‚Es ist leichter, Steine zu islamisieren als Seelen‘“