Kairoer Kritiker ruft Muslime zur Reform nach protestantischem Vorbild auf

Institut für Islamfragen

Wie wichtig sind die Hadith-Sammlungen neben dem Koran?

(Institut für Islamfragen, mk, 20.10.2006) Der Bruder des berühmten Gründers der Muslimbruderschaft in Ägypten, Cemal Banna, ruft die Muslime zur radikalen Reform auf. Er verlangt eine radikale Umkehr zum Koran und nur zum Koran, wie Martin Luther vor 500 Jahren die Christenheit zur Quellschrift ihres Glaubens, der Bibel, rief. Wie der Katholizismus durch die griechische Philosophie vom rechten Weg abgewichen sei, so sei der Islam durch die Gewaltpsychologie abgewichen, die dem Islam nicht helfe, so Banna. Die Bücher des 86-jährigen Banna sind von der Al-Azhar Universität verboten worden. Banna behauptet, dass die Hadith-Erzählungen von Muhammads Leben, seine Aussprüche und andere Erzählungen erst später dem Islam beigefügt wurden und nichts mit dem (ursprünglichen) Islam zu tun haben. So sei das Kopftuch für die Muslima, die Todesstrafe für Ehebrecherinnen, das Handabtrennen bei Diebstahl, das Rauchen als Fastenbrechen und die Todesstrafe für vom Islam Abgefallene nicht von ursprünglichen Islam befohlen worden.

Quelle: www.radikal.com.tr/haber.php?haberno=200890

Kommentar: In der Tat ließe sich manches islamische Gebot entschärfen, wenn Muslime die Hadith-Sammlungen über die Aussagen und Verhaltensweisen des Propheten nicht mehr als unhinterfragbar anerkennen würden, die erst rund 180 bis 260 Jahre nach Muhammads Tod schriftlich festgehalten und teilweise auch erst dann zusammengetragen wurden. Allerdings bliebe dann fast nichts mehr übrig vom heute bekannten Islam, da im Koran kaum Aussagen zu praktischem Verhalten der Muslime gemacht werden. Praktische Fragen werden vor allem in den Hadithen (Überlieferungen) behandelt. Sechs Sammlungen sind als authentisch anerkannt, die jeweils mehrere Bände umfassen.