Türkei fürchtet sich vor religiöser Vielfalt

Institut für Islamfragen

Bericht des amerikanischen Außenministeriums zeigt mangelnde religiöse Freiheit in der Türkei

(Institut für Islamfragen, mk, 29.09.2006) NN-Türk zitiert den Bericht zur Religionsfreiheit, der vom amerikanischen Außenministerium im Mai 2006 herausgegeben wurde, wie folgt: Der türkische Staat schränke Muslime und andere Religionsgemeinschaften in manchen Punkten ein. So sei das muslimische Bekenntnis in Behörden und im universitären Umfeld stark begrenzt.

Muslimische Orden und Gemeinschaften seien seit 1920 verboten und doch weit verbreitet, selbst bis in Parteileitungen hinein. Die türkische Identität werde nach weit verbreiteter Ansicht durch die türkische Sprache und den Islam definiert. Personen aus Minderheiten (z. B. Christen oder Menschen jüdischen Glaubens) fänden de facto in staatlichen Institutionen keine Arbeitsmöglichkeit.

Türkischen Aleviten, die im islamischen Religionsunterricht der Schulen ihre eigenen Glaubensüberzeugungen vertreten, werde vorgeworfen, andere zu diskriminieren und den staatlichen Zusammenhalt zu zerrütten. Die staatliche Religionsbehörde, die Aleviten keinerlei Rechte zugestände, verhalte sich einseitig sunnitisch, obwohl sie alle Muslime vertreten solle.
Eine große Zahl von Zeitungen und Fernsehsendern machten aggressiv gegen das Christentum Politik. Die staatlichen Vertreter behaupteten, dass die christliche Mission für die Türkei eine nationale Gefahr sei und nicht unter den Schutz der freien Glaubensäußerung falle. Manche Medien betrieben aggressive antijüdische Propaganda und brächten besagte Personengruppe in Unsicherheit.

Wer den Islam verließe und eine andere Religion wählen wolle, werde sozialem Druck oder physischer Gewalt ausgesetzt. In der Türkei lebten z. Zt. 1.100 christliche Missionare. Sie würden manchmal geschlagen und belästigt.

Die griechisch orthodoxen und armenischen Patriarchate bemühten sich bisher vergeblich um eine staatliche Anerkennung. Auch sei die Ausbildungsstätte für orthodoxe Christen auf der Insel Heybeliada immer noch nicht wieder eröffnet.

Der Bericht gibt die Anzahl der Aleviten mit 15–20 Millionen Anhänger in der Türkei an. Sie werden von manchen Muslimen als Nichtmuslime beurteilt, obwohl sie einen liberalen schiitisch gefärbten Glauben praktizieren. Armenisch Orthodoxe soll es noch 65.000 geben, Menschen jüdischen Glaubens 23.000, griechisch Orthodoxe 2.500 (was sicher zu niedrig angesetzt ist). Anhänger der Bahai soll es 10.000 geben.

Quelle: www.cnnturk.com/DUNYA/haber_detay.asp

Kommentar: Mit ein Grund für die Tatsache, dass sich die türkische Bevölkerung vor selbst kleinsten anders denkenden Minderheiten zu fürchten scheint, ist die Medienlandschaft, die sich teilweise in den Händen von Vertretern des Islamismus befindet. Von dort kommt viel Aufwiegelung gegen Andersdenkende. Doch es gibt auch positive Entwicklungen. So war es die die dem Islammissionar Fethullah Gülen zugehörige Tageszeitung „Zaman“, die noch vor 15 Jahren Christen stark verunglimpfte. Jetzt ist sie auf eine Dialoglinie mit dem Christentum eingeschwenkt, was ihr andere türkische Zeitungen (z.B. Yenimesaj) übel nehmen. Fethullah Gülem lässt heutzutage z. B. klar verlauten: „Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein.“ (www.fguelen.de)